Dieses Jahr gönne ich mir zu Heiligabend mal etwas Einsamkeit. Mein Sohn ist bei seiner Mama, die Familie hat was besseres zu tun als die Weihnachtsgans zu präsentieren.
Und ich bin eigentlich bereits seit Jahren kein wirklicher Fan dieses Events mehr. Also habe ich mit der Situation keine Probleme.
Inhalt
Der Weihnachtsbaum
Ganz früher als Kind habe ich Weihnachten natürlich geliebt. Selbst dann noch als ich festgestellt hatte, daß es den Weihnachtsmann nicht gibt. War ja eigentlich egal wer die Geschenke unter die Tanne legt.
Achja, die Tanne. Ich weiss nicht wer von euch so alt ist, dass er sich noch an das wunderschöne silberne Lametta erinnert? Was ist nur passiert, daß es nicht mehr an den heutigen Tannen hängt? Dann würde ich mir so einen Baum vielleicht auch ins Wohnzimmer stellen.
Die Tage nach Weihnachten damit verbringen, die elenden Nadeln aus allen Ecken der Wohnung herauszupicken. Noch Wochen später, wenn der Weihnachtsbaum längst achtlos auf einen Haufen voller anderen Weihnachtsbäume geworfen wurde.
Lametta ist nicht mehr in Mode. Ich weiss nicht so recht was da heute am Baum hängt. Die doofe Spitze hat leider überlebt. Die sehe ich heute noch durch die Fensterscheiben. Dabei war die das Blödeste was so mit dem Baum verbunden war.
Das Leckerste was mit dem Baum verbunden war, waren übrigens die Süßigkeiten, die an kleinen Bändchen an den Zweigen baumelten. Aufessen erst Tage nach der Bescherung, bitte schön! Da ging es schon langsam auf Silvester zu, bevor wir die wegfuttern durften.
Zeig mir mal einer die Kinder, die eine so engelsgleiche Geduld aufbringen! Ich vermute mal, dass meine Eltern damals eine nachweihnachtliche Zählschwäche hatten. Sonst hätten sie sicher mitbekommen, das der Verlust an baumelnden Süßwaren schon am ersten Weihnachtstag so beachtlich war, daß aus den vom Gewicht der Süßwaren hängenden Tannenzweigen wieder aufrecht stehende Zweige wurden.
Die Geschenke
Neben dem lamettierten Weihnachtsbaum, mit seinem zuckerschwangeren Hängeschmuck, waren es vor allen die hübsch verpackten Präsente unter der Tanne, die sich in meine Erinnerung gebrannt haben.
Ich erinnere mich an die Wochen vor dem Fest, wo wir Wunschzettel schrieben, und diese möglichst breitflächig verteilten. Keines von uns Kindern wollte das Risiko eingehen, dass eventuell eines der vielen Geschenke unerwähnt blieb. Der möglichen Geschenke!
Denn so ganz klar war es ja nie, ob sich der Weihnachtsmann, an den wir damals noch fest glaubten, an der Liste orientierte. Die Rute blieb ja auch Jahr für Jahr nicht unerwähnt. Das Ding konnte also durchaus schiefgehen. So blieb die ersten Weihnachten immer eine gewisse Spannung.
Bei uns wurde die durch einen Kirchenbesuch gegen 17 Uhr, und dem anschließenden Folterinstrument Peter Alexander Weihnachtslieder Schallplatte, noch unangebracht verlängert. Mehrere Jahre lang mussten wir wirklich beide Seiten zu Ende hören.
Am Ende so dermaßen weichgekocht, daß wir aus Verzweiflung sogar mitgesungen haben. Was die Wartezeit leider nicht spürbar verkürzt hat.
Manchmal wache ich heute noch schweissgebadet aus einem Albtraum auf, in dem ich Morgen Kinder wirds was geben summe, angestrahlt vom breit grinsenden Gesicht des immer fröhlichen Peter Alexander. Wie unendlich lang so eine Schallplatte sein kann. Als Kind.
Die Bescherung ging reihum. Jeder durfte in jeder Runde exakt ein Geschenk auspacken. Wir waren Kinder, klar geht es da um Größe. Ein paar Jahre später, etwas erwachsener, intellektuell gereift, konnten wir dann schon, nach einem mentalen Abgleich von Verpackung und Wunschzettel, die Reihenfolge besser planen.
Das war in der Zeit, in der der Glaube an den Weihnachtsmann längst Risse bekommen hatte, oder nur noch einem Boah, warst du doof damals entsprach. Der Weihnachtsmann, das waren die Verwandten, die Eltern, die engsten Freunde der Familie.
Also genau die Leute die wir vorher – als hätten wir es geahnt – immer mit unseren Wunschzetteln beglückt hatten.
Frohes Fest
An all das muss ich jetzt denken, wo ich hier alleine zuhause sitze. Ich finde es nicht schlimm, hier zu sitzen, ganz ohne Gans, mit nur einem einzigen Geschenk.
Aber dieses Geschenk ist von meinem Sohn. Und mehr brauche ich heute nicht, um mich zu freuen. Ich kann die Ruhe gut gebrauchen nach einem anstrengenden, nervigen Jahr.
Aber so nervig es war, so inspirierend war es doch auch. Ich habe unzählige tolle Menschen getroffen. Spannende Geschichten gehört, erlebt, gefunden und aufgeschrieben. Ich hatte das Vergnügen Stadtrundgänge zu erleben, die du so nirgendwo „kaufen“ kannst.
Und genau diese Menschen sitzen jetzt hoffentlich entspannt und glücklich mit ihren Liebsten zusammen. Um eine Tanne herum.
Ganz egal, ob daran Lametta hängt, Süßigkeiten baumeln, echte oder künstliche Kerzen: Ich wünsche euch ein
Frohes Fest
Lieber Max,
vielen Dank für den schönen Artikel. Ja, Weihnachten war am besten in der Kindheit! Ich kann mich noch gut ans Lametta erinnern, vermisse es allerdings heute nicht.
Ich habe Heiligabend noch nie alleine verbracht. Ein Jahr hatte ich es mal vor, dann habe ich sechs Wochen vorher meinen jetzigen Mann kennengelernt. 😉
Ich wünsche dir einen schönen Abend mit dir und grüße dich herzlich aus dem ganz unweihnachtlichen Yangon,
Gina
Hallo, Gina.
Dann geniesse das Weihnachten mit Familie. Weihnachten hast du im Herzen, nicht in der Stadt. 😉
Lieber Max,
ich wünsche dir ruhige und besinnliche Tage und ein grandioses Jahr 2017!
Das wünsche ich dir auch!
Hallo Max,
das ist wirklich ein wunderbarer Beitrag, an dem ich mich an vielen Stellen wiedererkannt habe. Ok, es wae nicht der Alexander sondern der Howard C. dem ich ein frühkindheilliches Musiktrauma zu verdanken habe.
Ich wünsche Die ebenfalls ein frohes Fest. Denk immer daran, lieber ein Geschenk, welches von Herzen kommt als x lieblose.
LG Thomas
Du Armer. Herr C. ist fast noch schlimmer. 🙂
Feiert schön!
Hallo Max,
toller Artikel. Meine Mutter hat mir eben erst erzählt, wie beschissen ich Weihnachten in meiner Jugend fand. Beschissen fand ich vor allem meine Oma, die meinen Eltern immer wieder klar gemacht hat, was sie von ihnen hält. Wenn wir sie am Abend nach Hause gebracht haben hat sie immer gesagt: “ Es war schön und wie immer über eure Verhältnisse“. Zur Studienzeit ist mir meine Weihnachtsablehnung dann mal echt teuer zu stehen gekommen. Die ganze WG wollte unbedingt einen Weihnachtsbaum – ich nicht. Gut es gab dann einen und am 1. Weihnachtstag sind dann alle zu ihren Eltern gefahren und ich war mit diesem blöden Baum in der Wohnung allein.Noch im Schlafanzug habe ich ihn auf die Terrasse befördert, von wo aus er dann leider bei einem Sturm auf dem Autodach des Nachbarn gelandet ist. Drei Jahre später habe ich Weihnachten mit zig Fernfahrern auf einer Autobahnraststätte verbracht, weil mein oller Wagen liegen geblieben ist. Tja und heute habe ich mich mit diesem dämlichen Fest fast schon angefreundet.Aber eins garantiere ich dir: Jeder der behauptet, dass Weihnachten entspannend und friedlich ist, der LÜGT.
Es gibt unzählige Filme, die deine falschen Behauptungen widerlegen. 🙂
Weihnachten ist bestens für Familienzwist geeignet, das stimmt. Weihnachten ist auch ein großes „Als-ob“. Aber ich habe gestern noch gehört, dass mein Sohn begeistert war vom Tag, und damit ist es dann wieder okay. Er soll schöne Erinnerungen haben. Die habe ich nämlich auch.
Sei doch froh, dass es bei dir die Oma ist die schlecht redet. Bei mir ist es eine Genaration näher dran, und das nimmt dir auch jedes Interesse an so einem Fest. 🙂
Wie dem auch sei: Ein Frohes Restfest noch!
Ja, das Lametta! Und die Süßigkeit gibt es auch nicht mehr wie früher… Wir haben Weihnachten, wie in manch anderem Jahr, heuer auch wieder ausfallen lassen. Wir wollten eigentlich ins Kino gehen und uns den neuen Star Wars Film anschauen – blöd nur, dass wir im katholizistischen Nicaragua vor verschlossenen Türen standen (die Website wusste nichts davon). Naja, jetzt noch Silvester, dann haben wir es geschafft. Liebe Grüße!
Lieber Max,
toll geschrieben der Artikel. Musste doch einige Male laut lachen.
Dieser Vergleich von damals und heute geht mir jedes Jahr durch den Kopf. War schon spannend als Kind zu sehen, was man am Ende bekommt.
Ich habe mir immer vorgestellt, dass das Christkind (bei uns gab es keinen Weihnachtsmann, nur einen Nikolaus am 6.) nur das bringt, was es auch lesen oder anhand der Zeichnung verstehen kann. Da habe ich tagelang gesessen und gemalt und in allerschönster Schrift gelesen.
Danke für die Zeitreise in meine Vergangenheit.
Liebe Grüße und frohes Fest
Daniela
Dir auch